Anmerkungen
Birkenfeld
30.04.1942
Etwa fünfundzwanzig Personen stehen auf dem flachen Bahnsteig des kleinen Bahnhofs Neubrücke. Am linken Rand ist ein Bahnsignal zu erkennen.
Die meisten schauen nach links. Im Hintergrund ist eine Gruppe Menschen im Gespräch. Der breite Schatten deutet auf einen einfahrenden Zug hin.
Mittig stehen einige Koffer und in Bettsäcke eingerolltes Gepäck.
Anmerkungen
Personen
2
Schlagworte
3
Das Verfolgungsereignis
Deportation von Birkenfeld nach Kraśniczyn am 30.04.1942
Die Deportation wurde von der Gestapo-Leitstelle in Koblenz koordiniert und vom Amtsbürgermeister Birkenfelds, Friedrich Sauermann, organisiert. Kurz vor der Deportation richtete Sauermann in einer alten Mühle ein Sammellager für die als Jüdinnen:Juden Verfolgten aus dem Landkreis ein. Die Kosten hierfür rechnete er über das Landratsamt mit der Gestapo ab. Wie viele Tage sich die Verfolgten in dem Sammellager aufhalten mussten, ist unbekannt.
Am Morgen des 30. April 1942 mussten die Insass:innenen des Lagers zum nahe gelegenen Bahnhof Neubrücke gehen und einen Zug nach Koblenz besteigen. Von Koblenz wurden die Birkenfelder:innen zusammen mit anderen Verfolgten des Regierungsbezirks Koblenz mit dem Transport DA 9 nach Kraśniczyn in den Distrikt Lublin deportiert. Dort kam der Zug mit insgesamt 760 Menschen wahrscheinlich am 3. Mai 1942 an.
Im Distrikt Lublin verhungerten sie, wurden erschossen oder in Sobibor oder Belzec vergast. Niemand aus Birkenfeld überlebte.
Über die Bildserie
Das einzig überlieferte Foto aus Birkenfeld zeigt als Juden:Jüdinnen Verfolgte, die auf einem Bahnsteig auf den Einstieg in einen Zug warten. Sie tragen dicke Mäntel, schützen das Gesicht mit der Mütze und haben die Hände in den Taschen. Es ist kalt. Über den Zwangsabzeichen sind bei einigen kleine, rechteckige Zettel zu sehen, die offenbar mit Stecknadeln an die Mäntel geheftet wurden. Es handelt sich vermutlich um die Transportnummern.
Auf dem Bahnsteig stehen einige Koffer und in Bettsäcke eingerolltes Gepäck.
Die Fotografin oder der Fotograf machte die Aufnahme auf dem Bahnsteig in aller Öffentlichkeit. Etwas im Hintergrund stehend, schaut ein älterer jüdischer Mann mit Schnurrbart direkt in die Kamera.
Fotograf:in
Unbekannt,
Die Fotografin oder der Fotograf ist unbekannt. Er oder sie konnte sich aber offenbar auf dem schmalen Bahnsteig des Bahnhofs Neubrück frei bewegen und ganz offen mindestens ein Foto machen. Dies spricht für eine relativ große Nähe zu den lokalen Täter*innen.
Überlieferung
Die Überlieferungsgeschichte der Fotografie konnte nicht vollständig geklärt werden. Sicher ist, dass der Lehrer, Lokalhistoriker und Abgeordnete Edgar Mais, der das Foto 1988 in einer Studie erstmals veröffentlichte, einen Abzug besaß. Ob dies ein Originalabzug war, ist unklar. Der Abzug ist nicht mehr auffindbar.
Im Landeshauptarchiv Koblenz liegt eine Reproduktion im Format 17 x 12 cm vor. Diese wird hier abgebildet.
Signatur bei der besitzenden Entität:
Bestand 710, Nr. 9449
Bezeichnung des Bildes bei der besitzenden Entität:
Ohne Titel
Danksagung
Ein besonderer Dank geht an Hubert Stuhrmann vom Landesmuseum Birkenfeld sowie an Christina Villars Perez vom Landeshauptarchiv Koblenz für die Unterstützung bei der Erschließung des Bildes.
Text und Recherche: Christoph Kreutzmüller und Marcel Layher.
Kooperationsverbund #LastSeen. Bilder der NS-Deportationen Dr. Alina Bothe Projektleiterin
c/o Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 34A
14195 Berlin
lastseen@zedat.fu-berlin.de
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